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Amt­li­che Be­glau­bi­gun­gen von Ab­schrif­ten und Un­ter­schrif­ten

Hin­weis auf staat­li­ches Recht, in: KA 121 (1978) 112-113, Nr. 182

 

Am 1. Ja­nu­ar 1977 ist das Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz für das Land Nord­rhein-West­fa­len (VwVfG. NW.) vom 21.12.1976 in Kraft ge­tre­ten. Die­ses Ge­setz, das nicht für die Tä­tig­kei­ten der Kir­chen gilt, ent­hält je­doch eine Re­ge­lung der „amt­li­chen Be­glau­bi­gung“. Diese Re­ge­lung stellt die erste Ko­di­fi­zie­rung einer Ver­wal­tungs­übung dar, die sich im Laufe von Jahr­zehn­ten ohne aus­drück­li­che ge­setz­li­che Grund­la­ge ent­wi­ckelt hat. Weil Zwei­fels­fra­gen wegen der Be­fug­nis­se und Rechts­fol­gen aus den §§ 33 und 34 VwVfG. NW. für die kirch­li­che Be­glau­bi­gungs­pra­xis be­stan­den, hat das Ka­tho­li­sche Büro NRW an den In­nen­mi­nis­ter des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len eine ent­spre­chen­de An­fra­ge ge­rich­tet.

Die Ant­wort des In­nen­mi­nis­ters ent­hält den nach­ste­hend wie­der­ge­ge­be­nen Ab­satz:

„Ich be­stä­ti­ge Ihnen daher, daß durch das Ge­setz die Diö­ze­sen und die Pfarr­ge­mein­den und die sons­ti­gen sie­gel­füh­ren­den Stel­len der Ka­tho­li­schen Kir­che an der Fort­set­zung der bis­her von ihnen ge­üb­ten Pra­xis der Be­ur­kun­dung und Be­glau­bi­gung nicht ge­hin­dert wer­den. Dar­aus folgt aber gleich­zei­tig, daß die von den Kir­chen vor­ge­nom­me­nen Be­glau­bi­gun­gen nicht als amt­li­che Be­glau­bi­gung im Sinne der §§ 3 und 34 VwVfG. NW. an­zu­se­hen sind. Das ist ins­be­son­de­re dann von Be­deu­tung, wenn von Be­hör­den aus­drück­lich die Vor­la­ge amt­lich be­glau­big­ter Ab­schrif­ten oder Un­ter­schrif­ten ver­langt wird.“

Für die Be­glau­bi­gungs­pra­xis kirch­li­cher Stel­len sind daher künf­tig fol­gen­de Grund­sät­ze zu be­ach­ten:

Die den Kir­chen ver­bürg­te Selb­stän­dig­keit in der Ver­wal­tung ihrer An­ge­le­gen­hei­ten be­rech­ti­gen die Diö­ze­sen, die Kir­chen­ge­mein­den und die sons­ti­gen sie­gel­füh­ren­den Stel­len der kath. Kir­che zur Fort­füh­rung der un­an­ge­foch­te­nen Pra­xis der Be­glau­bi­gung. Wir sehen uns je­doch ver­an­la­ßt, alle Per­so­nen im kirch­li­chen Be­reich, die zur Füh­rung eines Sie­gels und zur Vor­nah­me von Be­glau­bi­gun­gen be­rech­tigt sind, an­zu­wei­sen, in Zu­kunft nur sol­che Be­glau­bi­gun­gen vor­zu­neh­men, die im Zu­sam­men­hang mit der dienst­li­chen Tä­tig­keit der be­tref­fen­den Per­son oder Dienst­stel­le ste­hen. Dies ist der Fall bei der Be­glau­bi­gung von Ab­schrif­ten von Ur­kun­den, die die kirch­li­che Stel­le selbst aus­ge­stellt hat, die Be­diens­te­te kirch­li­cher Stel­len be­tref­fen, die von einer an­de­ren kirch­li­chen Stel­le aus­ge­stellt sind oder die zur Vor­la­ge bei einer kirch­li­chen Stel­le be­nö­tigt wer­den. Bei der Be­glau­bi­gung von Ab­schrif­ten, Ab­lich­tun­gen, Ver­viel­fäl­ti­gun­gen und Ne­ga­ti­ven, eben­so bei der Be­glau­bi­gung von Un­ter­schrif­ten, die frei­wil­lig und meist aus Ge­fäl­lig­keit er­fol­gen und nicht zu den Amts­pflich­ten einer kirch­li­chen Stel­le ge­hö­ren, ist grö­ß­te Zu­rück­hal­tung am Platz. Alle An­trag­stel­ler, die von kirch­li­chen Stel­len eine „amt­li­che Be­glau­bi­gung“ be­geh­ren, sind an die zu­stän­di­gen staat­li­chen Stel­len, z.B. an die Ge­mein­de­ver­wal­tun­gen zu ver­wei­sen.

Die fol­gen­den Schlag­wor­te wur­den dem Ar­ti­kel zu­ge­wie­sen: Voll­macht
Die­ser Ein­trag wurde am 15.07.2016 von Na­di­ne Küpke be­ar­bei­tet.